Raum, weiter Raum
Tiefe, innige Tiefe
Liebe, allgegenwärtig.

So rein, kraftvoll, verbunden und belebt habe ich mich selten gefühlt wie in diesem Sommer im Großwalsertal. Jeden Tag entdeckte ich neue Pflanzen, neue Berge, neue – oder alte Weiten der Stille, der Entrücktheit. Des Lebenszaubers.

Schon beim ersten Mal, vor vier Jahren, in dieser reinen Naturwelt hatten mein Mann und ich das Gefühl ganz frei und zentriert zu sein – gelöst von Identität und Alltag. Wir hätten nach der innigen Woche überall hinfahren können, neue Möglichkeiten wahrnehmen. Wir sind wieder auf den Auenhof zurückgefahren.

In diesem Jahr wollte ich gar nicht weg aus den Bergen. Ich fühle mich von der reinen Natur auf magische Art und Weise angezogen und wie zuhause. Ich empfinde eine tiefe Verbundenheit mit den Kräuterfrauen des Tales, obwohl ich noch keine persönlich getroffen habe. Doch ich will bald wieder hin und Kontakt aufnehmen. Ich habe vor der Reise mein Buch „Im Zauber der Linde“ abgeschlossen.  Im Rückblick kam die Erkenntnis, dass eine neue Ebene des Kontakts mit den Pflanzen anklopft. Nun habe ich Weggefährtinnen gefunden. Frauen, die auch mit den Wesen der Pflanzen in Kontakt gehen, einen regen Austausch pflegen und Wertschätzung leben.

Was mache ich hier auf dem Auenhof? Soviel denaturiere Landschaft ist um uns herum. Tränen der Traurigkeit fliessen. Warum gehen wir so entwertend, zerstörerisch und achtlos mit der Natur um? Was braucht es um wieder Naturwiesen zu erschaffen? Flächen, auf denen wilde Kräuter wachsen? Mehr Raum zur Entfaltung haben als an Straßenrändern und Bahndämmen? Raum für die Natur.

In den letzten Tagen im Walsertal spürte ich bereits eine wachsende Sehnsucht im Münsterland eine Kräuterfraueninitiative zu bilden. Inspiriert von den Projekten im Walsertal. Haben wir hier noch Naturflächen, altes Pflanzenwissen bei den älteren Menschen? Oder ist alles weggepflügt und muss neu ausgesät werden? Ja – so ist es wohl. Ich lache erleichtert. Auch wenn ich mich am liebsten in den Kreis der Walserfrauen fallen lassen würde – dort wäre ich die Fremde. Die Bauern und die Schamanen haben immer einen ganz eigenen, reinen und kraftvollen, Bezug zu ihrer Umgebung.

Hab ich einen Platz hier, im Münsterland?

Oder wäre der beste Ort vielleicht meine ursprüngliche Heimat in Schleswig-Holstein, auf dem Land meiner Familie? Land, welches mittlerweile von Bahndämmen und Autobahnen durchzogen ist?

Wurzeln, wo bin ich Zuhause? Wo ist meine Aufgabe?

Hier. Mit den Weisheiten alter Kulturen und neuer Erkenntnisse, wie die Permakultur es verkörpert.
Ich bin gerufen dahin zu gehen, bzw zu bleiben, wo Regeneration der Natur nötig ist. Der Pflanzen und Tiere ebenso wie die der Menschen. Heimat ist da, wo ich wirken kann.
Auftanken in der Klarheit und Ursprünglichkeit der Berge. Wirken in der Weite der flachen Münsterlandes.
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Raum, weiter Raum
Tiefe, innige Tiefe
Liebe, allgegenwärtig.